Lot Nr. 582 #


Pieter van Boucle


(Antwerpen 1610–1673 Paris)
Ein Stilleben mit Äpfeln, Birnen, Quitten, Trauben, Pflaumen, Beeren, Feigen, Melone, Nüssen und Artischocken, einem Graupapagei, einem Wiedehopf und Singvögeln vor einer Parklandschaft,
Öl auf Leinwand, 117,5 x 155,3 cm, gerahmt

Wir danken Frau Dr. Ursula Härting, Hamm, für die Identifizierung des Malers. Sie geht nach eingehender Untersuchung des Originals davon aus, dass das Gemälde noch in Boucles früher Antwerpener Zeit entstand. Die Parklandschaft im Hintergrund schuf ihrer Meinung nach ein anderer Künstler in Antwerpen. Ein ausführliches Gutachten liegt vor.

Das hier vorliegende Gemälde konnte erst vor kurzem als Werk des flämisch-französischen Malers Pieter van Boucle bestimmt werden. Zuvor wurden u. a. Zuschreibungen an Adriaen van Utrecht und Frans Snyders vorgeschlagen. Boucle entstammte einer Antwerpener Familie, die den Namen van Boeckel führte. Er war Schüler von Frans Snyders und ab 1623 in Paris tätig. Zusammen mit Lubin Baugin arbeitete er im Atelier Simon Vouets. 1632 und 1636 war er Mitglied der Antwerpener Lukasgilde. Charakteristisch für die Werke Boucles sind die großen Formate seiner Stillleben, die er, französischem Geschmack entsprechend, vor eine dekorativ landschaftlich oder architektonisch gestaltete Bühne setzte (vgl. ein großformatiges Stillleben vor einer Flusslandschaft mit Brücke, das bei Tajan, Paris, am 22. Juni 1999 als Lot 44 versteigert wurde, bzw. ein Stillleben vor Stadtarchitektur, das bei Sotheby’s, London, am 08. Juli 1992 als Lot 19 versteigert wurde). Das zuletzt genannte Stillleben beinhaltet viele Elemente in sehr ähnlicher Anordnung, die auch das vorliegende Werk aufweist: der offene, durchbrochene Korb, vor dem Quitten in malerischem Durcheinander angeordnet sind, aber auch die Artischocke, Kompositionselemente, die an Frans Snyders erinnern, in ihrer Zusammenstellung aber charakteristisch für Boucle sind. Den Papagei im Zentrum des Gemäldes griff Boucle in einem weiteren großformatigen Stillleben auf, das am 26. März 1996 bei Tajan, Paris, als Lot 45 verkauft wurde. Interessant ist, dass Jan van Kessel d. J. den Graupapagei im Zentrum des vorliegenden Werkes mehrfach kopierte. Möglicherweise bezogen sich Kessel und Boucle auf ein gemeinsames Vorbild oder aber Kessel kannte das vorliegende Gemälde (vgl. K. Ertz, Die Maler Jan van Kessel, Freren 2012, Kat. Nr. 113–115). Die Bedeutung Boucles als Stilllebenmaler im Paris des Grand Siècle wird durch seine Zusammenarbeit mit den größten Historienmalern seiner Zeit unterstrichen. Nicht nur mit Simon Vouet, sondern in mind. einem Fall auch mit Charles Lebrun, wie eine Gemeinschaftsarbeit beider Künstler beweist, die bei Christie’s, Mailand, am 28. Mai 2008 als Lot 248 versteigert wurde. Die Parklandschaft mit dem im rechten Hintergrund erkennbaren Schloss ist auch gartenhistorisch interessant, zeigt sie doch ein frühes französisches Parterre in einem kleineren, zu einem Landsitz passenden Lustgarten.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

15.10.2013 - 18:00

Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Pieter van Boucle


(Antwerpen 1610–1673 Paris)
Ein Stilleben mit Äpfeln, Birnen, Quitten, Trauben, Pflaumen, Beeren, Feigen, Melone, Nüssen und Artischocken, einem Graupapagei, einem Wiedehopf und Singvögeln vor einer Parklandschaft,
Öl auf Leinwand, 117,5 x 155,3 cm, gerahmt

Wir danken Frau Dr. Ursula Härting, Hamm, für die Identifizierung des Malers. Sie geht nach eingehender Untersuchung des Originals davon aus, dass das Gemälde noch in Boucles früher Antwerpener Zeit entstand. Die Parklandschaft im Hintergrund schuf ihrer Meinung nach ein anderer Künstler in Antwerpen. Ein ausführliches Gutachten liegt vor.

Das hier vorliegende Gemälde konnte erst vor kurzem als Werk des flämisch-französischen Malers Pieter van Boucle bestimmt werden. Zuvor wurden u. a. Zuschreibungen an Adriaen van Utrecht und Frans Snyders vorgeschlagen. Boucle entstammte einer Antwerpener Familie, die den Namen van Boeckel führte. Er war Schüler von Frans Snyders und ab 1623 in Paris tätig. Zusammen mit Lubin Baugin arbeitete er im Atelier Simon Vouets. 1632 und 1636 war er Mitglied der Antwerpener Lukasgilde. Charakteristisch für die Werke Boucles sind die großen Formate seiner Stillleben, die er, französischem Geschmack entsprechend, vor eine dekorativ landschaftlich oder architektonisch gestaltete Bühne setzte (vgl. ein großformatiges Stillleben vor einer Flusslandschaft mit Brücke, das bei Tajan, Paris, am 22. Juni 1999 als Lot 44 versteigert wurde, bzw. ein Stillleben vor Stadtarchitektur, das bei Sotheby’s, London, am 08. Juli 1992 als Lot 19 versteigert wurde). Das zuletzt genannte Stillleben beinhaltet viele Elemente in sehr ähnlicher Anordnung, die auch das vorliegende Werk aufweist: der offene, durchbrochene Korb, vor dem Quitten in malerischem Durcheinander angeordnet sind, aber auch die Artischocke, Kompositionselemente, die an Frans Snyders erinnern, in ihrer Zusammenstellung aber charakteristisch für Boucle sind. Den Papagei im Zentrum des Gemäldes griff Boucle in einem weiteren großformatigen Stillleben auf, das am 26. März 1996 bei Tajan, Paris, als Lot 45 verkauft wurde. Interessant ist, dass Jan van Kessel d. J. den Graupapagei im Zentrum des vorliegenden Werkes mehrfach kopierte. Möglicherweise bezogen sich Kessel und Boucle auf ein gemeinsames Vorbild oder aber Kessel kannte das vorliegende Gemälde (vgl. K. Ertz, Die Maler Jan van Kessel, Freren 2012, Kat. Nr. 113–115). Die Bedeutung Boucles als Stilllebenmaler im Paris des Grand Siècle wird durch seine Zusammenarbeit mit den größten Historienmalern seiner Zeit unterstrichen. Nicht nur mit Simon Vouet, sondern in mind. einem Fall auch mit Charles Lebrun, wie eine Gemeinschaftsarbeit beider Künstler beweist, die bei Christie’s, Mailand, am 28. Mai 2008 als Lot 248 versteigert wurde. Die Parklandschaft mit dem im rechten Hintergrund erkennbaren Schloss ist auch gartenhistorisch interessant, zeigt sie doch ein frühes französisches Parterre in einem kleineren, zu einem Landsitz passenden Lustgarten.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 15.10.2013 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 05.10. - 15.10.2013

Warum bei myDOROTHEUM registrieren?

Die kostenlose Registrierung bei myDOROTHEUM ermöglicht Ihnen die komplette Nutzung folgender Funktionen:

Katalog Benachrichtigungen sobald ein neuer Auktionskatalog online ist.
Auktionstermin Erinnerung zwei Tage vor Auktionsbeginn.
Mitbieten Bieten Sie auf Ihre Lieblingsstücke und ersteigern Sie neue Meisterwerke!
Suchservice Sie suchen nach einem bestimmten Künstler oder einer bestimmten Marke? Speichern Sie Ihre Suche ab und werden Sie automatisch informiert, sobald diese in einer Auktion angeboten werden!